Erlebnisbericht

Selbstversuch:
Kann ich einen Löffel verbiegen?

 

Aufgrund einer Annonce in dieser Zeitung stellte ich mir die Frage, die diesem Artikel den Titel verlieh. Und liess mich deshalb auf ein kleines Experiment ein.von Urs Häfliger

Löffelbiegen – etwas, was Uri Geller gross gemacht hat und irgendwie wirklich zu funktionieren scheint. Dies sind nämlich die Löffel, die während der Sitzung verbogen wurden.

Löffelbiegen – etwas, was Uri Geller gross gemacht hat und irgendwie wirklich zu funktionieren scheint. Dies sind nämlich die Löffel, die während der Sitzung verbogen wurden.Fotos: Urs Häfliger

Scharlatane, Schwindler, Betrüger. Solche Ausdrücke werden über Menschen ausgesprochen, die das Löffelbiegen in aller Öffentlichkeit präsentieren. Uri Geller wurde gerade deshalb in den 1970er-Jahren weltberühmt, steht aber dafür auch bis heute immer wieder in der Kritik. Es sei nichts als ein Trick, so die Meinung.

Ich persönlich mag solche Tricks, die als Magie bezeichnet werden, da ich mir als Rationalist im Klaren bin, dass es eben Tricks sind. Zig Sendungen, die magische Kunststücke als durchdachten Showact entlarven, sind Beweis genug. Und trotzdem hat die Anzeige «Löffelbiegen – Mentaltraining im Alltag macht Spass» von Bertha Stettler aus Thun und Albert Remund aus Murzelen mein Interesse geweckt. Ist es möglich, dass jemand mit meiner Skepsis ein Esswerkzeug zurechtbiegen kann, ohne einen Muskelfaserriss zu erleiden?

Wir sind, wer wir sind, durch unsere Erfahrungen

Ich besuche also den Kurs von Remund und Stettler in Thun, um mich davon zu überzeugen. Frühzeitig bin ich in der Wohnung von Bertha, die mir noch ein Getränk anbietet, bevor es losgeht. Ich bin der Jüngste in der vierköpfigen Gruppe, ein weiterer Mann und zwei Frauen wagen sich ebenfalls ans Löffelbiegen. Wir sitzen im Halbkreis, dem Redner zugewandt.

Albert startet den Kurs. Er spricht zunächst über das, was uns prägt und wie es unser Ich in der Gegenwart beeinflusst. Dies wird wissenschaftlich in der Psychologie oder auch der Medienwissenschaft gelehrt, sein Ansatz ist aber so gewählt, dass er sich aufs Mentaltraining bezieht. Denn gemäss Albert können wir unser Leben so beeinflussen, dass wir ein gedachtes Ich der Zukunft zu einem realen Ich machen können, wenn wir die Qualität des Denkens ändern.

Diese Löffel hat Kursleiterin Bertha Stettler bisher verbogen – und zu einem kleinen Mobile zusammengebastelt.

Diese Löffel hat Kursleiterin Bertha Stettler bisher verbogen – und zu einem kleinen Mobile zusammengebastelt.

Das innere Gleichgewicht

Dies nennt sich Visualisierung. Sportler etwa können dadurch einen fokussierten Blick auf eine Gegebenheit bekommen, etwa Rennfahrer, die den Sieg visualisieren und dadurch auch eher erreichen, weil sie ihr Bewusstsein so gepolt haben. Diese Visualisierung, so Albert, könne schliesslich auch das körperliche Empfinden ändern. Diese These unterstützt ein einfaches Beispiel: Sind wir verstimmt, reicht es, einen Bleistift zwischen die Zähne zu klemmen, um ein Lächeln zu provozieren. Kurz darauf verspürt man bessere Laune.

Wir können also unseren Körper manipulieren. Das geht nach Albert soweit, dass wir energiespendende Gedanken haben können (oder uns zumindest so visualisieren können), um Aufgaben besser zu bewältigen und somit auch besser durch den Alltag zu kommen. Man müsse aber auch energieraubende, negative Gedanken zulassen können, weil man sonst das innere Gleichgewicht verliere.

Der sich bewegende Bewegungslegastheniker

Nach Alberts Exkurs übernimmt Bertha das Zepter. Sie erläutert, wie ihr das Mentaltraining geholfen hat, um etwa ihr verlorenes Selbstwertgefühl aufzubauen. Der Gedanke steht bei ihr deshalb ebenfalls am Anfang. Und Bertha erklärt, wie es danach weitergeht. Danach soll ich nämlich das Gefühl, welches ich von den Gedanken und der schlussendlich durchgeführten Handlung erwarte, nachempfinden. Habe ich dies gemacht, soll ich nicht Handeln, sondern bereits zuvor dafür dankbar sein. Obwohl ja zunächst das Erfolgserlebnis dafür fehlt, passt es in diesen Ablauf, weil man davon ausgeht, dass die Handlung erfolgreich sein wird. Was dabei besonders unterstützend wirke, sei Musik. Etwa «We are the Champions» von Queen. Oder Schlagermusik wie «Jetzt erst recht».

Bevor es ans Löffelbiegen geht, müssen wir jedoch an unserer Atemtechnik üben und lernen dabei, durch die Vorstellungskraft die Energie von aussen durch unseren Körper in der Hand, in der der Löffel sein wird, zu bündeln und schliesslich in das metallische Werkzeug fliessen zu lassen. In völliger Konzentration beginnt plötzlich die erwähnte Musik zu erklingen, und wir sollen tanzen. Für mich eine Qual, da ich mich als Bewegungslegastheniker betrachte. Doch wenn es dazugehört, mache ich mit.

Ich weiterhin ungläubig: Wie ich diesen Löffel verbogen habe, ist mir weiterhin ein Rätsel – eines, welches ich aber nicht unbedingt lösen muss.

Ich weiterhin ungläubig: Wie ich diesen Löffel verbogen habe, ist mir weiterhin ein Rätsel – eines, welches ich aber nicht unbedingt lösen muss.Ich muss nicht alles wissen

Nach rund zehn Minuten ist das Tanzgelage zu Ende, der Puls und die Körpertemperatur höher als normal. Es geht nun ans Löffelbiegen. Alle Teilnehmer schliessen die Augen, hören erneut die berühmte Queen-Hymne und atmen, wie zuvor exerziert. Der Löffel liegt in der rechten Hand, die linke greift den Stiel. Es passiert lange nichts. Nach rund fünf Minuten – einer gefühlten Ewigkeit – spüre ich, wie das Metall, das sich vorher nicht bewegen liess, erweicht. Ich biege, auch wenn nicht allzu sauber.

Ich kann es bis jetzt eigentlich nicht ganz glauben, auch wenn mir Bertha immer wieder versichert, dass ich das geschafft habe mit der Kraft meiner Gedanken.

Weiterhin ohne eine Erklärung für das Geschehene, auch wenn es solche gibt, schreibe ich nun diesen Artikel. Was nicht bedeuten soll, dass ich mich nun dem Spirituellen oder der Esoterik widme. Dies soll nicht abschätzig klingen, aber so bin ich nicht und so werde ich nie sein. Auch eine Erklärung will ich nicht, denn die habe ich mir selber bereits gegeben: Ja, ich kann irgendwie einen Löffel biegen, aber darum geht es mir nicht. Denn der gebogene Löffel ist nur ein Symbol dafür, dass das, was ich mir in den Kopf setze, auch erreichen kann. Mehr muss ich dieses Mal nicht wissen. Auch als Rationalist nicht

Quellennachweis: „Selbstversuch“, Redaktor Urs Häfliger, Jungfrau Zeitung 3. Mai 2018

Pesche schrieb:

Die 2 mal Kursabende bei Bertha Stettler mit Albert Remund zusammen haben mich auf meinem Lebensweg enorm weitergebracht.
Zu spüren und sehen was wir mental für Stärken haben ist gewaltig.
Die Bertha hat die Fähigkeit in uns diese Fähigkeiten zu wecken und zur Umsetzung zu bringen.
Mit viel Humor und Elan gspickt sind die Kursabende für mich ein Lebenselexier.
👍👍👍Liebe Grüsse Pesche

Anny schrieb:

Das Löffelbiegen fand ich spannend!! So viel Kraft ist in uns. Was wir für unmöglich halten, wird wahr!!

Sensationell…bin begeistert von deiner auf die lustige Art, Löffel zu biegen. Danke liebe Bertha, dass ich das erleben durfte. Ein Höhenflug der Gefühle und gibt Selbstvertrauen in uns.

Danke Anny

Karin schrieb:

Hallo Bertha
Keine mystische Zauberei, sondern ganz natürlich –klein Gruppe ,familiär-Neue Erkenntnisse- Bewusstwerden- mit positiver Energie nach Hause.

Grüssli Karin